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Dreimonatsfazit mit vierten Kind
zvg
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So einfach hätte ich mir das nicht vorgestellt. Das heisst: Ganz so einfach war es dann doch nicht. Zumindest die Begleitumstände. Von drei auf vier Kinder umzuschalten, ist ein riesiger Logistikaufwand. Das dritte quetscht man überall irgendwie rein. Für das vierte muss man alles neu denken. Allein die Suche nach einem adäquaten Familienfahrzeug hat über ein halbes Jahr gedauert. Aber im Wesentlichen lief es beinahe beängstigend gut. Die Chefin von dem Ganzen war eine noch tiefenentspanntere Schwangere als gewöhnlich, der die anderen Umstände sichtlich gute Laune machten. Dem folgte eine Bilderbuchgeburt und eine Bilderbuchmaja. Gut, die Brust mochte sie nicht, aber mit ihrer Flasche ist sie sehr glücklich. Und offenbar auch mit ihrer Familie. Selbst im lautesten Chaos (oder womöglich deshalb) schläft sie in ihrem Körbchen, nachts wacht sie kaum einmal auf, um zu trinken. Wenn sie wach ist, lächelt sie viel und ist geduldig mit ihren Geschwistern. Wenn man Zuhause den Grosseinkauf wegräumt, bleibt sie einfach in ihrer Autoschale sitzen und beobachtet die Dinge. Es ist wunderschön, ein bisschen surreal und, wie bereits erwähnt, etwas beängstigend. Wunderschön, weil dies mein letztes Baby ist und man mit den Erfahrungen um die drei grösseren im Rücken alles in sich aufnehmen kann, was passiert, ohne bei jeder Kleinigkeit den Kopf zu verlieren. Surreal, weil es so friedlich ist. Dadurch dass Maja ein Flaschenkind ist und sich sehr selten beschwert hält sich unsere Müdigkeit in Grenzen. Die Tatsache, dass Theo mit seinen zwei Jahren gerne auch mal um sechs Uhr morgens wissen will, was so geht, ist deutlich anstrengender als dieses Baby.
Und beängstigend, weil sich alles so gut anfühlt.
Davor wurde Nils Pickert verschont:
Mit Mitte Dreissig geplante vier Kinder zu haben und damit fertig zu sein, macht mich so zufrieden, dass ich mich unweigerlich frage, ob das nicht alles eine Spur zu einfach war. Ich bin kein Pessimist und ich kann eine Suppe essen, ohne ein Haar darin zu vermuten. Aber ich habe Freunde, Verwandte und Bekannte, deren Entscheidungen nicht besser oder schlechter waren als meine und die deutlich mehr Querschläger in ihrer Lebensplanung verkraften mussten. Und ich habe in der Schule beim Thema notwendige Fallhöhe, damit das Stück richtig dramatisch wird, wohl zu genau hingehört. Sei es drum:
Ich weiss, dass ich mich auf sehr dünnem Eis bewege. Trotzdem werde ich mit meiner Familie darauf tanzen. Was sollten wir auch sonst tun?!
Nils Pickert (1979), geboren in Ostberlin, nach dem Mauerfall mit einer waschechten Kreuzbergerin angebändelt. Gegenwärtig 4 Kinder: Emma (12), Emil (10), Theo (2½) und Maja (bald 1). Arbeitet als freier Journalist für diverse Medien und als Weltverbesserer bei dem Verein Pinkstinks, der sich unter anderem gegen Sexismus in der Werbung engagiert. Wurde von der «Weltwoche» mal als «maximal emanzipierter Mann» beleidigt, findet aber, dass ihm der Titel steht. Bloggt für «wir eltern» über Alltag mit Kindern, gleichberechtigtes Familienleben, neue Väter, Elternbeziehungen, Erziehungswahnsinn. Alle Blogg-Beiträge von Nils Pickert finden Sie hier.