Kurzportrait
Das Mathe-Talent
Von Caren Battaglia
Maximilian ist zwölf Jahre alt. Er versteht mehr von Mathematik als die allermeisten Erwachsenen. Das ist oft toll, aber nicht immer.
«wir eltern» hat Maximilian bei der Recherche zum Artikel Begabte Kinder sind besonders gut und haben es oft besonders schwer zusammen mit seinen Eltern getroffen.
Person Maximilian Janisch (12). Mit 9 Jahren absolvierte er die Mathe-Matura, übersprang drei Schulklassen und ist derzeit in Perpignan, um dort ein Semester Mathematik zu studieren. Normalerweise arbeitet er jede Woche mit Professor Camillo de Lellis an der Universität Zürich an mathematischen Problemen.
Eltern Mutter Monika Janisch ist promovierte Betriebswirtin, Vater Thomas Drisch emeritierter Mathematikprofessor.
Bemerken des Talents Durch die Grosseltern. Klein-Max multiplizierte schon 55 mal 58 im Kopf, bevor er überhaupt die 5 motorisch schreiben konnte.
Schwierigkeit Der Junge, der einen IQ von über 149 hat, galt für die angebotenen Fördermöglichkeiten als «zu talentiert». Wer sich als Primarschüler mit dem Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung beschäftigt, hat wenig Lust, lediglich spielerische Rechenrätsel als geistiges Zusatzfutter zu lösen oder ein wenig Schach zu spielen.
Maximilian Janisch
Reaktion der Umwelt Unterirdisch. Die Familie war regelrechten Hasstiraden ausgesetzt. Gespickt mit Wörtern wie «Drill», «Geltungsdrang», «Überheblichkeit» und «Rabeneltern».
Statement des Vaters Thomas Drisch: «Mir ist es doch völlig gleich, womit Max glücklich wird. Hauptsache, er ist es. Nun ist es nun mal, auch zu meiner Freude, die Mathematik, die ihn begeistert. Dafür existieren aber keine passenden Förderangebote und finanziell wird man – trotz anders lautender Paragraphen im Rahmenkonzept Bildungsplanung – auch nicht unterstützt, selbst wenn man eigeninitiativ ein Angebot gefunden hat. Ein hochbegabtes Kind hat genauso wie ein minderbegabtes das Recht, eine ihm gemässe Förderung zu erhalten.»
Statement der Mutter Monika Janisch «Ich habe sehr unter den aggressiven Reaktionen gelitten. Schliesslich habe ich nur getan, was man als Eltern tun sollte: Das Kind in seiner Art ernst zu nehmen, Fragen so gut es geht zu beantworten, und es zu unterstützen bei dem, was ihm am meisten Spass macht. Das waren bei unserem Sohn Zahlen. Zum Buddeln im Sand und Fussballspielen hatte er einfach weniger Lust.»
Statement von Maximilian «Ich finde, alle Leute sind nett zu mir. Ich bin froh, dass ich keinen Geografie-Unterricht mehr habe. Ich hasse es, auswendig zu lernen. Meine Hobbys sind Schwimmen, Donald Duck-Hefte, Kosmologie, «World of Minecraft» spielen und – Mathe. Nicht zu verwechseln mit Rechnen!»