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Das Baby kommt: Wer macht jetzt was?
Von Bloggerin Nathalie Sassine-Hauptmann
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Natürlich kommt alles anders als geplant, vor allem wenn es um Kinder geht. Dennoch: Wenn ich Frauen (meist sind es Frauen, die sich beklagen) höre, die sich beschweren, ihre Männer würden nichts tun – im Haushalt, in der Kindererziehung, in der Freizeit mit der Familie – denke ich mir oft: Ja, habt ihr das denn nicht irgendwie abgemacht? Wer was macht, gerade wenn die Kinder klein sind?
Viele offenbar nicht, wie meine Recherchen (ohne repräsentativen Anspruch) ergeben haben. Mehrheitlich deshalb, weil man als Nicht-Eltern schlicht noch keine Ahnung hat, was da auf einen zukommt. Oft auch aus einer Illusion heraus, Papa werde ja wohl sehen, was es zu tun gibt und einfach mit anpacken. Und manchmal einfach, weil es fürchterlich unromantisch ist, Regeln aufzustellen. Mag sein, eine Scheidung ist aber auch nicht.
Was also würde ich einer werdenden Mutter empfehlen, die sich dazu vielleicht ihre Gedanken macht? Ganz einfach: Reden, reden, reden. Am besten bevor du überhaupt schwanger bist. Denn wie sonst willst du wirklich herausfinden, wie der Partner zu einer Arbeitsaufteilung steht? Ausserdem kann so keiner sagen, er hätte nicht gewusst, wie der andere empfindet.
Grundsätzlich geht es auch darum, herauszufinden, ob der Partner einer dieser Männer ist, der glaubt, Frauen hätten ein bestimmes «Wasch- und Baby-Füdli-Putz-Gen», welches es uns erlaubt, all die lässigen Sachen eben besser und schneller zu erledigen. So, dass es schlicht keinen Sinn machen würde, dass Papa Hand anlegt. Oder auch, ob er der Meinung ist, sein Job sei ja so viel anstrengender als ihrer, weshalb er jedes Wochenenende ausschlafen müsse... Solche Sachen eben, welche im Nachhinein den grössten Streit auslösen können.
Die zu besprechenden Punkte sind vielfältig, viele scheinen selbstverständlich. Dennoch sollten folgende Themen unbedingt angesprochen werden.
Beruf: Klärt das auf jeden Fall vorher ab, wer wieviel arbeiten will und kann und ein Notfallszenario, falls die gewünschte Aufteilung aus diversen Gründen so nicht möglich ist (weil Mama es nicht schafft, ihr Baby nach ein paar Wochen in eine Betreuung zu geben oder falls etwas mit dem Kind ist etc.). Natürlich gibt es auch die Variante, dass ein Elternteil ganz zu Hause bleibt. Das heisst dennoch nicht, dass dieser dann zu Hause alles machen muss. Bitte ebenfalls klären.
Betreuung: Wenn diese gewünscht oder nötig ist, schon vorab klären, wer das Kind bringen, wer es abholen wird. Oder wie flexibel das gehandhabt werden kann. Krippe? Grosseltern? Tagesmutter?
Das Kind ist krank: Wer bleibt zu Hause, wenn beide arbeiten? Der/die, die gerade keinen wichtigen Termin hat oder abwechselnd? Weil auch hier Mama kein Doktor-Gen hat, Papa kann genausogut Fieber messen und Kotze aufwischen. Dochdoch.
Haushalt: Sehr unromantisch, ich weiss. Aber wieso nicht – WG-ähnlich – eine Ämtliliste machen? Bis die Ämtlis automatisch gemacht werden, kann man sich an dieser Liste orientieren. Hier kann man natürlich auf «Talente» achten. Ich zum Beispiel koche nicht gut, da liegt es nahe, dass Papa öfter kocht, dafür putze ich lieber (und besser).
Nachts aufstehen: Diese Qual, während Monaten, manchmal Jahren, nachts aufstehen zu müssen, weil das Baby und später das Kind etwas braucht, weint, kotzt etc. Das DARF man nicht dem Zufall überlassen. Wenn das Baby nicht gestillt wird, gibt es meines Erachtens schlicht keine Ausrede für Väter, nachts nicht auch einmal aufzustehen. Und nein, der Job ist eben KEINE Ausrede, Mama kratzt sich tagsüber mit einem Neugeborenen auch nicht am Allerwertesten, diese Tage sind verdammt anstrengend! Wenn Mama stillt, kann der Papa ihr bspw. das Baby ans Bett bringen, dann kann sie im Liegen stillen und muss zum Wickeln und ins Bett legen nur einmal aufstehen. Wir hatten das so vereinbart, dass ich nachts aufstehe und mein Mann morgens früh, weil wir das beide am besten vertragen konnten. Sehr individuell das Ganze.
Wochenende: Mit Kleinkindern die Hölle, da diese wie jeden Tag sehr früh aufwachen. Hier der einzig wahre Tipp: Wechselt euch ab. Samstag schläft Mama, Sonntags Papa aus. Ich habe nie verstanden, wieso beide Eltern im Morgengrauen aus den Federn müssen, bloss weil das Baby wach ist.
Familienbett & Co.: Wie oft ich schon Paare darüber habe streiten hören, ob das Kind im Ehebett schlafen darf, einene Nuggi haben oder geimpft werden soll, kann ich gar nicht mehr zählen. Themen, bei denen Zweifel bestehen, ob sie gut für das Kind sind, gehören mit zu den heikelsten. Wenn sich nicht einmal die Eltern einig sind, wird’s ganz kompliziert. Deshalb UNBEDINGT vorher abmachen und daran halten. Oder bei Bedarf in Ruhe neu ausdikutieren. Sonst können diese Dinge das Familienleben gehörig vermiesen.
Freizeit: Ihr seid bald eine Familie, wunderbar! Aber ihr seid keine siamesischen Drillinge! Der Alltag mit Baby und Kind ist anstrengend, nehmt euch Auszeiten, zu zweit, aber auch alleine! Sucht euch bald eine sporadische Betreuung für Abends, gerade wenn keine Grosseltern zur Verfügung stehen. Zur Freizeit gehören auch Freundschaften, die gepflegt werden wollen und da sollten sich ebenfalls beide Partner einig darüber sein. Tipp: Jeder kriegt einen Abend pro Woche, an dem er raus darf. Ob Sport oder Freunde treffen, ist egal, Hauptsache mal was anderes! Und ab und zu ein ganzer freier Tag am Wochenende wirkt Wunder!
Später kommen Themen wie Arztbesuche, Räbeliechtlischnitzen, Kindergeburtstagsgeschenke besorgen undundund dazu. Aber das gibt dann eine neue Liste.
Was würdet ihr werdenden Eltern sonst noch empfehlen, miteinander zu vereinbaren?
Die Quintessenz dieser Liste ist natürlich immer, dass die Mama den Papa auch machen lässt. Selber ein Control Freak weiss ich genau wie das ist, wenn man dem Papa dauernd über die Schulter schaut, ob er den Po auch richtig putzt oder den Schoppen nicht zu heiss macht. Lasst das sein! Eure Männer sind nicht blöder als ihr, aber wenn ihr sie das fühlen lasst, werden sie ganz schnell den Bettel hinschmeissen und einfach alles euch Müttern überlassen! Und dann heisst es eben «selbst schuld».
An die Männer appelliere ich: Zeigt euren Frauen Respekt! Eine Geburt und der Alltag mit Baby ist anstrengend und es braucht sehr lange, bis man sich wirklich erholt hat. Ausserdem ist es einfach nur anständig, seiner Partnerin zur Hand zu gehen. Und das UNGEFRAGT! Ok?
Ich wünsche allen werdenden Eltern viel Freude mit ihrer Familie und Erfolg mit der Aufgabenaufteilung! Frohe Festtage!
Übrigens kann bei den Besprechungen folgender Planer behilflich sein.
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Nathalie Sassine-Hauptmann (1973) gehört zu den Müttern, die ihr schlechtes Gewissen wie ein Baby mit sich rumtragen. Dennoch würde sie ihren Beruf nie aufgeben. Mit ihrem Buch «Rabenmutter - die ganze Wahrheit über das Mutterwerden und Muttersein» spricht sie vielen berufstätigen Müttern aus der Seele. Denn als Unternehmerin weiss sie, dass ihre Kinder sie zwar glücklich machen, aber erst ihr Job ihr den Ausgleich garantiert, den sie braucht. Sie führt sowohl ihr Familienleben als auch ihre Firma mit viel Leidenschaft und macht sich in diesem Blog Gedanken zur Vereinbarkeit von beidem. Und sie hat keine Angst davor, sich eine Feministin zu schimpfen. Alle Blog-Beiträge von Nathalie Sassine-Hauptmann finden Sie hier.