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Wo bist du nur geblieben?
Erinnerst du dich, wie ich mit dir,
gleichsam wie ein Kuscheltier,
bis spätnachmittags im Bett «Cake Boss» schaute,
du weisst schon, die Sendung, in der ein pausbäckiger New Yorker abenteuerliche Kuchen baute?
Wir beide im Pyjama,
Gedanken an schmutzige Küchenschranktürchen - ferner noch als Panama.
Oh, Faulheit, Du, wo bist du nur geblieben?
Meine treue Gefährtin, wann hast du mich gemieden?
Ein Kindlein kam,
ein zweites dann.
Lautlos verschwandst du hinter hochhaushohen Wäschebergen,
ich war allein mit den zwei Zwergen.
Eh ichs versah, spült' ich nun Geschirr
ruckzuck, gleich nach dem Essen, irr!
Und wenn ich morgens aufsteh, mach ich als erstes Betten,
Wetten,
hätt mir das jemand prophezeit,
Tränen hätt ich gelacht zu dieser Zeit.
Oh, Faulheit, Du, wo bist du nur geblieben?
Ich schau und schau und nichts in Sicht,
wenigstens: Ich bügle nicht.
Ümit Yoker (Jahrgang 77) hätte nie gedacht, dass sie je einen grösseren Umzug wagt als einst den vom zugerischen Baar nach Zürich. Doch die Tochter eines Türken und einer Schweizerin sollte die grosse Liebe in Form eines Portugiesen finden, und nach ein paar gemeinsamen Jahren in der Schweiz und der Geburt von zwei Söhnen zieht die Familie 2014 nach Lissabon. Hier hat sich die Journalistin bisher noch keinen Augenblick fremd gefühlt. In ihrem Blog erzählt sie von Neuanfang und Alltag in der Ferne.