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Wartet nur ab, bis ihr Kinder habt!
Elternschaft ist ja (sagen wir spasseshalber mal) gelegentlich ziemlich anstrengend, nervtötend und aufreibend. Irgendwer will immer was, ständig nölt einer rum, nie kann man ausreichend schlafen und überall liegt Zeug herum. «Bei euch ist ja immer was los» bedeutet eben doch oft nur nachts auf Legosteine treten oder nur vertrocknete Feuchttücher zur Hand zu haben, wenn die Kleine gerade noch nackt und zufrieden auf ihrer Spieldecke lag («Ach komm schon, nur zwei Minuten. Sie ist doch so gerne nackig!)» und im nächsten Moment ein bestialisches Remake vom Kackfest Weihnachten 2016 aufführt.
Eigentlich wollte man sich mal einen neuen Teppich leisten und die fettigen Fingerabdrücke im Flur überstreichen, aber bis die Kinder aus dem Gröbsten raus sind (mit 36) und aufhören, ständig ihren Wohnraum zu verunstalten, dauert es noch Jahre. Da kann man das auch gleich lassen. Andererseits ist es ja auch schön, wenn Besuch die Wohnung durch die Vordertür betreten kann und sich nicht durchs Wohnzimmerfenster an dem Stapel DVDs, drei Weckern (wieso?!), einer toten Topfpflanze und diversem Spielzeug (auch bekannt als bewegliches Zeug) vorbeizwängen muss.
Und weil Elternschaft oft so oder so ähnlich ist, rächen sich Eltern gerne mal an den Menschen, die keinen Nachwuchs haben. Ich hab das auch schon gemacht. Im Prinzip spielen wir immer wieder eine Szene aus diesem 80er-Jahre Streifen Crocodile Dundee nach.
https://www.youtube.com/watch?v=UY58MyLy72w
«Das ist doch kein Messer. DAS ist ein Messer.»
«Wie, müde? Du bist doch nicht müde! Ich hab die letzte Nacht bis 6 Uhr morgens mein zahnendes Baby durch die Wohnung getragen, den Familienurlaub gebucht und musste Punkt 7 Uhr meine Präsentation halten. Da helfen auch keine 6 Liter Kaffee mehr. DAS ist müde!»
«Ach was, Stress. Das ist doch kein Stress! Krieg du erstmal Kinder, dann weisst du, was Stress ist. Wenn man mir montags unbezahlte Überstunden reindrückt, bin ich froh, dass ich mich so vom Wochenende erholen kann.»
«Du bist krank? Ach komm, hör auf! Bei mir zuhause sieht es aus wie in einem Feldlazarett. Die Kinder fallen um wie die Fliegen und ich selbst schleppe mich schon seit Wochen mit einer schlimmen Form von grippaler Rückenschmerzenseuche zur Arbeit. Jammer nicht so rum!»
Eigentlich sind wir ja die, die jammern. Weil das alles ziemlich anstrengend ist, wir unter heftigen Lobdefiziten leiden und gerne wieder mal mit dem Partner ein Wochenende im Bett verbringen würden. Also seht es uns bitte nach. Überhaupt seid Ihr, ja genau Ihr kinderlosen Pärchen, genauso schlimm. Mindestens.
https://www.youtube.com/watch?v=2qlKzgZ7ZAc
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Nils Pickert (1979), geboren in Ostberlin, nach dem Mauerfall mit einer waschechten Kreuzbergerin angebändelt. Gegenwärtig 4 Kinder: Emma (12), Emil (10), Theo (2½) und Maja (bald 1). Arbeitet als freier Journalist für diverse Medien und als Weltverbesserer bei dem Verein Pinkstinks, der sich unter anderem gegen Sexismus in der Werbung engagiert. Wurde von der «Weltwoche» mal als «maximal emanzipierter Mann» beleidigt, findet aber, dass ihm der Titel steht. Bloggt für «wir eltern» über Alltag mit Kindern, gleichberechtigtes Familienleben, neue Väter, Elternbeziehungen, Erziehungswahnsinn. Alle Blogg-Beiträge von Nils Pickert finden Sie hier.