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Bittere Debatte um süssen Gupf
Es [diskutieren] (http://www.20min.ch/schweiz/news/story/Ist-es-rassistisch----Mohrenkopf--zu-sagen--18199255
"http://www.20min.ch/schweiz/news/story/Ist-es-rassistisch----Mohrenkopf--zu-sagen--18199255") mal grad alle wieder über Mohrenköpfe. Mehrere hundert Personen haben eine Petition des «Komitees gegen rassistische Süssigkeiten» unterschrieben. Die Firma [Dubler] (http://www.mohrenkopf.com/Dubler/Home.html
"www.mohrenkopf.com") soll sich einen neuen Namen für ihre Mohrenköpfe überlegen. Nun streiten sich natürlich die Anhänger der «das wird man wohl noch sagen dürfen»-Fraktion mit den «Rassismus überall»-Vertretern. Erstaunlich wie schnell die Diskussion auf den sozialen Medien ausartet. Wie heftig gewisse Leute ihr Recht auf ein Wort einfordern, das ihnen vielleicht zweimal im Jahr über die Lippen kommt. Aber auch wie streng es andere mit der Sprache nehmen und künftig sogar den «schwarzen Peter» verbieten wollen.
Ich habe mir überlegt, wie ich die Sache einem Kind erklären würde. Nämlich so:
«Kind, du kennst doch diese Süssigkeit, die wir Mohrenkopf nennen. Wir sollten sie nicht mehr Mohrenkopf nennen. Weil Mohrenkopf eine beleidigende Bezeichnung für den Kopf eines Menschen mit dunkler Hautfarbe ist – und ein Dessert so zu nennen, ist weder nötig noch besonders appetitlich. Ich weiss, es ist wahrscheinlich etwas schwierig, dich umzugewöhnen. Aber das schaffst du. Wir können Schokokuss sagen oder Schokokopf oder Schokoglatze oder Schaumglatze oder sonst irgendwie. Wir wissen dann ja schon, was wir meinen.
Nein, du trägst keine Schuld. Mir ist klar, dass du niemandem etwas Böses wolltest, wenn du Mohrenkopf gesagt hast. Aber du musst sehen, es gibt Menschen mit dunkler Hautfarbe, die sich dadurch beleidigt fühlen. Und das sollte nicht sein. Wir verlieren ja nichts, wir können weiterhin die Süssigkeit essen, die wir bisher Mohrenkopf nannten. Wir müssen sie einfach anders nennen. Wie wichtig ist es dir denn, Mohrenkopf sagen zu können? Eben. Wenn sich jemand gestört fühlt von etwas, das wir tun, es uns auf der anderen Seite kein bisschen weh tut, es einfach nicht mehr zu tun, dann könnten wir es doch einfach lassen, stimmts? Wir wollen ja auf die Gefühle der anderen Rücksicht nehmen.
Das ist ja ein bisschen wie damals, als Tante Eva nicht mehr Evi genannt werden wollte, weisst du noch? Und wenn am nächsten ersten August Mami kommt und sagt, wir sollen die Knaller nicht mehr Frauenfürze nennen, weil sie das beleidigend findet, dann machen wir was? Genau, wir nennen sie einfach anders, Powerfürze oder so. Hmm, ich hab plötzlich Lust auf einen Schokokopf, du auch?»
Genauso könnte man übrigens bei gewissen Erwachsenen argumentieren.
Reto Hunziker ist 1981 im Aargau geboren, aber das muss noch nichts heissen. Er hat Publizistik, Filmwissenschaft und Philosophie studiert und auch das muss noch nichts heissen. Er arbeitet als freier Journalist und als Erwachsenenbildner und versucht daneben, dem ganz normalen Wahnsinn in einer Patchwork-Familie (Frau, Tochter und Stiefsohn) mit Leichtigkeit und gesundem Menschenverstand zu begegnen – das will was heissen. Alle Blog-Beiträge von Reto Hunziker finden Sie hier.