Wie Schielen behandelt wird
Augen müssen zusammenarbeiten
Damit das dreidimensionale Sehen richtig funktioniert, müssen die Augen exakt parallel ausgerichtet sein. Leider ist dies nicht bei allen Kindern der Fall. Ein abweichender Sehwinkel der Augen wird als Schielen oder Strabismus bezeichnet. «Das Schielen ist kein Schönheitsfehler», sagt die Orthoptistin Beatrice Hirlemann. «Es ist eine Störung der Sehentwicklung, die zu bleibenden Schäden führen kann.»
Denn beim Schielen entsteht im Sehzentrum des Gehirns ein Doppelbild, was dazu führt, dass ein Auge «ausschaltet». Das ausgeschaltete Auge verliert dabei an Sehkraft. Hirlemann ist Präsidentin des Schweizerischen Verbands der Orthoptistinnen und Orthoptisten, die in Zusammenarbeit mit Augenärzten verschiedene Sehstörungen behandeln. «Meist besteht ein Schielen von Geburt an und wächst sich nicht aus», sagt die Fachfrau. «Es muss möglichst im Vorschulalter behandelt werden.»
Vor dem 3. Lebensjahr stehen die Chancen am besten, einen Sehfehler zu verhindern oder vollständig zu korrigieren. Nicht immer ist das Schielen so auffällig, dass es von den Eltern sofort bemerkt wird. Bis zum 6. Lebensmonat ist es zwar normal, dass Babys Augen manchmal wabbeln, doch wenn der zeitweilige Silberblick danach nicht rasch verschwindet, sollte man aufmerksam werden. Auch Augenzittern, ständige Augenrötungen, Größenunterschiede der Augen, ein herabhängendes Lid, eine ungewöhnliche Pupillenfarbe oder ein starr erscheinendes Auge weisen auf eine Sehstörung hin.
Augentest in der Regel mit 4 Jahren
«Wenn ein Kind lichtempfindlich ist, oft die Augen reibt, viel blinzelt oder zeitweise ein Auge zukneift, schielt es möglicherweise», sagt Hirlemann. Beim Kinderarzt wird in der Regel mit 4 Jahren ein Augentest durchgeführt. «Diese Tests sind recht gut», sagt Hirlemann. «Wenn aber die Eltern nicht zum Kinderarzt gehen, können schielende Kinder übersehen werden.»
Eltern, die es genau wissen wollen, können sich schon früher in einer Augenarztpraxis anmelden, vorzugsweise in einer, die eine Orthoptistin beschäftigt. Diese kann Sehschwächen bereits im Babyalter erkennen. Dazu testet sie unter anderem, wie gut das Baby Kontraste wahrnimmt: Wenn es Bilder mit geringem Kontrast völlig uninteressant findet, besteht der Verdacht auf ein Sehproblem.
Mit einem Schielpflaster oder einer Brille wird das «gerade» Auge abgedeckt, wodurch das «schräge» Auge zum Sehen angeregt wird. Auch Augentropfen können zu diesem Zweck eingesetzt werden. Das eigentliche Schielen – die Fehlstellung des Augapfels – wird so zwar nicht behoben, das schielende Auge entwickelt aber keine Sehschwäche. Wenn das Schielen stark ausgeprägt ist, wird später der Sehwinkel durch einen chirurgischen Eingriff korrigiert. Bei einem schwachen Schielen ist das meist nicht nötig. Kleinere Abweichungen können durch spezielle Brillengläser (sogenannte Prismen) korrigiert werden, und bei älteren Kindern helfen manchmal schon Augenübungen.