Sprechprobleme
Auf Kriegsfuss mit den Lauten
Zwischen 10 und 25 Prozent der Kinder im Vorschulalter stehen zumindest zeitweilig mit ihren Zungenbewegungen, Lauten, Sätzen und dem, was bei einem Gespräch zwischen Menschen abläuft, auf Kriegsfuss. Bei 8 bis 10 Prozent aller Kinder bleiben die Probleme und sie brauchen professionelle Unterstützung. Und das möglichst frühzeitig, bevor das Hindernis beim Sprechen zum sozialen Hindernis wird und Hänseleien oder Spott neue Schwierigkeiten kreieren.
Fachleute unterscheiden zwischen Sprech- und Sprachproblemen. Ein Sprechproblem lässt sich meist problemlos behandeln. Hat ein Kind jedoch ein echtes Sprachproblem, Schwierigkeiten mit dem «Prinzip Sprache», dann wird es oft schwieriger, da die Ursache sehr vielfältig sein kann.
Was zum Beispiel, wenn es eigentlich eine kluge Strategie ist, mit dem Gesagten nicht klar verstanden zu werden, weil Fehler zu drastischen Strafen führen? Und ist es nicht vernünftiger, gleich gar nichts mehr zu sagen, wenn jede Äusserung einen belehrenden Wortschwall nach sich zieht? Dann benötigt das Kind professionelle Hilfe.
Tipps
Miteinander reden und zuhören
Hört sich an wie eine Binse, ist aber leider in vielen Familien keine Selbstverständlichkeit. Wo keine Zeit bleibt, einander interessiert zuzuhören, kommt auch kein Gespräch und auch keine Freude daran zustande.
Ruhe
Gerade bei Kindern mit Sprachproblemen ist bewusstes Hören wichtig. Wenn permanent im Hintergrund ein Fernseher oder ein Radio läuft, fällt es schwerer, sich zu konzentrieren.
Keine ständigen Mama-Trainingseinheiten
Wer ständig gemassregelt und verbessert wird oder schlimmer noch vor anderen korrigiert, verliert den Spass an der Sprache.
Musikalität fördern
Musik und Sprache sind eng miteinander verbunden, Chor, Flötenunterricht, gemeinsames Singen und Reimen machen Spass und fördern den Sinn für Rhythmus. Auch für Sprachrhythmus.
Experimente
Neue Lebensmittel, Fratzen schneiden, Regentropfen mit der Zunge fangen – alles, was neue Erfahrungen im Mundraum vermittelt, ist gut.
Eine Übersicht verschiedener Sprechprobleme
Stammeln (Dyslalie)
Bestimmte Laute werden falsch gebildet, durch andere ersetzt (Tu statt Kuh) oder gleich weggelassen, «ote osen» statt «rote Rosen». Hält das Problem über das 5. Lebensjahr hinaus an, können Hörstörungen, Wahrnehmungsschwierigkeiten die Ursache sein.
Lispeln (Sigmatismus)
Das S wird wie ein englisches th gesprochen oder hinten mit breiter Zunge erzeugt. Ein Drittel aller Kinder im Kindergartenalter spricht s, sch oder r zeitweilig falsch aus. Nach dem Zahnwechsel legt es sich meist von selbst. Wenn nicht, sollten Hörvermögen, Zungenmuskulatur und Schluckmuster überprüft werden.
Stottern (Balbuties)
Viele Kinder beginnen zwischen dem 2. und 6. Lebensjahr zeitweilig zu stottern. Nur bei 5 Prozent von ihnen verfestigt sich dieses Sprachverhalten. Von diesen wirklichen Stotterern stottern noch 20 Prozent im Erwachsenenalter. 80 Prozent der Betroffenen sind männlich. Die Ursache ist unklar.
Poltern
Poltern nennt man eine schnelle, überhastete Sprechweise mit undeutlicher, verwaschener Artikulation, fehlenden Pausen, monotoner Stimme. Sehr häufig bestehen gleichzeitig Sprachverständnis-Schwierigkeiten und andere Teilleistungsstörungen.
Dysgrammatismus
Störung auf der Satzebene. Etwa: «Ich Tisch setzen», tritt bei allen Kindern im Rahmen der Sprachentwicklung auf. Verliert es sich jedoch nicht altersangemessen wieder, ist Dysgrammatismus behandlungsbedürftig. Zumal er meist mit einer Störung des Wortverständnisses gekoppelt ist. Sehr wichtig ist sprachliche Anregung von aussen.