Die gute Hoffnung hat in der heutigen Schwangerenvorsorge kaum Platz. Werdende Eltern werden von Untersuchung zu Untersuchung gehetzt und landen aufgrund der engmaschigen Kontrollen früher oder später unweigerlich in einer Risiko-Kategorie, was wiederum die Grundlage für weitere Eingriffe bietet. Doch maschinelle Untersuchungen sind kein Ersatz für eine ganzheitliche Begleitung, wie sie der internationale Hebammenkodex vorsieht. Hinzu kommt, dass viele gängige Untersuchungen sogar schädlich sind. Ein Beispiel: Dauer- CTG unter der Geburt schränkt die werdende Mutter in ihrer Bewegungsfreiheit empfindlich ein und fördert durch Fehlauswertungen Interventionen. Ich fordere die Politik nachdrücklich auf, endlich die Weichen für eine hebammengeleitete Schwangerenvorsorge und Geburtshilfe zu stellen. Erste Anlaufstelle für Schwangere sollten Hebammen sein, denn 85 Prozent der werdenden Mütter sind gemäss Weltgesundheitsorganisation gesund. Gebärende brauchen eine Eins-zu-eins-Begleitung, die es ihnen ermöglicht, selbstbestimmt und in Würde zu gebären. Ihre Kinder können so ihren Weg ins Leben unter den bestmöglichen Voraussetzungen antreten.
Bea Angehrn ist Hebamme und Geschäftsleiterin im Geburtshaus Zürcher Oberland. Ihren eigenen Sohn hat sie unter freiem Himmel am Waldrand geboren. Rückblickend empfindet sie die Geburt als stärkendstes Erlebnis in ihrem Leben.