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Null Ahnung von Babys? Dann ist Rat unerwünscht
zvg
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Kürzlich waren wir zu einer Party eingeladen. Wir hatten unser kleines Mädchen, nun bald fünf Monate alt, mit dabei. Die Kleine geht normalerweise zwischen sieben und acht Uhr abends schlafen. Die Zeit hat sie sich vor ein paar Wochen selbst ausgesucht, sie wurde dann müde und hat ihre fünf bis sieben Stunden am Stück geschlafen. Etwas später als geplant habe ich mich gegen 20 Uhr auf den Nachhauseweg gemacht und dafür mehr oder weniger teuer bezahlt – die Details erspare ich euch. Mein Mann blieb noch auf der Party und hat uns würdig vertreten. So weit, so gut. Und dann kamen sie, die unqualifizierten Kommentare zum Thema Babyerziehung. Das sei doch nicht so schlimm, wenn ein Baby mal ein wenig später ins Bett geht. Also echt jetzt. Wir hätten doch alle auf der Party bleiben können. Das andere Baby auf der Party mache das ja auch (es geht normalerweise um 22 Uhr ins Bett).
Der erwähnte (unqualifizierte) Kommentar kam von einer (entschuldigt!) kinderlosen jungen Dame. Also null Ahnung mit Babys. Noch nie ein übermüdetes Kind versucht in den Schlaf zu begleiten. Nun gut, da muss man auf Durchzug schalten. Asche auf mein Haupt, ich habe, damals selbst noch kinderlos, auch schon Dämliches von mir gegeben. Eine Freundin hatte nach der Geburt ihres Babys nie Zeit für einen Besuch meinerseits. Ich fand, sie mache schon ein Riesentheater wegen einem einzigen Baby... In dem Sinne: solche Kommentare kann frau getrost vergessen. Denn sie wissen nicht, was sie tun bzw. sagen.
Schon in der Schwangerschaft erfährt man als werdende Eltern: von überall her gibt es Tipps in Hülle und Fülle. Ist das Baby da, geht es genauso weiter. Und zu meiner Schande (schon wieder) muss ich eingestehen: ich bin nicht besser. Meine lieben schwangeren Freundinnen, verzeiht mir! Woher kommt bloss dieser aller Drang, anderen ungefragt Ratschläge zu geben? Wenn ich mich persönlich hinterfrage, dann will ich wohl, dass mir liebe Menschen dieselben «Fehler», die ich gemacht habe, nicht auch machen. Ich will ihnen unschöne Erfahrungen ersparen. Dabei vergesse ich selbst, dass a) jede ihre eigenen Erfahrungen machen muss und b) eine Schwangerschaft, eine Geburt und ein Baby so individuell wie nur möglich sind und ganz unterschiedlich wahrgenommen werden. Erst kürzlich habe ich mich im Gespräch mit einer lieben, hochschwangeren Freundin wieder ertappt, wie ich ihr ungefragt Tipps geben wollte. Ich hab die Kurve gekriegt und gesagt: «Du machst das dann schon richtig, so wies für dich genau in dem Moment stimmt.»
Worauf ich hinaus will? Seid möglichst nicht böse auf die «Ratschläger» in eurem Umfeld. Sie wollen euch in der Regel nicht schlagen. Auch wenn sich die gut gemeinten Worte oftmals wie kleine Keulen anfühlen.
Claudia Joller ist 1984 im Fricktal geboren und hat sich ins Luzerner Exil abgesetzt. Sie unterrichtet Wirtschaft und Gesellschaft an einer Berufsschule und ist seit Februar 2016 Mutter einer kleinen Tochter. Seit der Geburt ist eigentlich so gut wie gar nichts mehr, wie es vorher war und sie ist staunend freudig gespannt, was die Reise mit dem kleinen Leben an der Hand noch für Abenteuer für sie bereit hält. Alle Blog-Beiträge von Claudia Joller finden Sie hier.