Blog
Väter sind keine Babysitter!
zvg
Lust auf mehr? Folgen Sie «wir eltern» auf Facebook!
Väter, die sich bei der Kindererziehung und im Haushalt mehr einbringen als es die Gesellschaft von ihnen erwartet, stehen gelegentlich vor einem bizarren Problem: Obwohl sie sehr offensiv und offensichtlich Verantwortung übernehmen, behandelt ihre Umwelt sie so, als wären sie mehr oder weniger aus Versehen und zufällig für den Nachwuchs zuständig. Im Internet ist darüber jetzt eine Diskussion entbrannt. Väter, die gerade aktiv dabei sind, ihre Rolle als Hausmann zu gestalten, finden es anachronistisch und verletzend, wenn man sie darauf reduziert, dass sie ihre Kinder nur mal kurz babysitten würden.
«Ist schon wieder Wochenende, was? Na, keine Sorge! Am Montag kannst du wieder ins Büro.»
Und immer wieder Zweifel an der Befähigung und Fragen danach, wo eigentlich die Mutter steckt. Weil ohne Mutter geht ja nicht.
Ich kenn das. Als Freiberufler bin ich deutlich mehr Zuhause als meine Liebste und fühle mich in der Hauptsache für die Kinder zuständig. Dafür will ich keinen Applaus. Wir haben uns vor langer Zeit darauf verständigt, das ist mein Anteil an dem Ganzen. Wenn sie sich also am anderen Ende des Landes um einen coolen Job bewirbt, schmeisse ich die Geburtstagsparty für Söhnchen. Inklusive Kuchenbacken und Wasserbombenschlacht. Mach ich gerne. Wenn man mich deswegen übertrieben feiert (kommt vor), ist mir das unangenehm. Ganz besonders im Hinblick darauf, dass die Liebste im gleichen Atemzug als Rabenmutter stigmatisiert wird, die sich zu wenig kümmert. Wie kann sie nur und blablabla. Trotzdem nervt es, wenn mich besorgte Mütter anrufen, ob sie ihr Kind nicht früher von der Feier holen sollen, weil es mir ja wahrscheinlich zu viel wird. Oder wenn die Schule trotz mehrmaliger Hinweise immer noch lieber die Mutter im Meeting stresst als den Vater, der Zuhause vor sich hinschreibt.
Andererseits definieren Väter ihre Rolle allzu oft ja genau so: Als Wochenendpapis, die sich auch mal kümmern. Und sagen dann Sachen wie:
- «Du schuldest mir was, weil ich letztes Wochenende auf die Kinder aufgepasst habe.»
- «Am Muttertag steh ich mal ganz früh auf und mach Frühstück für dich.»
- «Ich schlafe eben tief und fest.»
- «Mich stört der Dreck nicht so.»
Die Rolle von Vätern verändert sich gerade. Aber sie tut es sehr langsam. Der Weg zu tatsächlicher Gleichberechtigung ist noch sehr weit. Bis wir die erreicht haben, gilt: Verwechslungen nicht ausgeschlossen!
Nils Pickert (1979), geboren in Ostberlin, nach dem Mauerfall mit einer waschechten Kreuzbergerin angebändelt. Gegenwärtig 4 Kinder: Emma (12), Emil (10), Theo (2½) und Maja (bald 1). Arbeitet als freier Journalist für diverse Medien und als Weltverbesserer bei dem Verein Pinkstinks, der sich unter anderem gegen Sexismus in der Werbung engagiert. Wurde von der «Weltwoche» mal als «maximal emanzipierter Mann» beleidigt, findet aber, dass ihm der Titel steht. Bloggt für «wir eltern» über Alltag mit Kindern, gleichberechtigtes Familienleben, neue Väter, Elternbeziehungen, Erziehungswahnsinn. Alle Blogg-Beiträge von Nils Pickert finden Sie hier.