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Kinderfotos im Internet
zvg
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Letzten Monat war die Familienbloggerkonferenz «denkst». Coole Vorträge und Workshops von Menschen mit Kindern, die kluge Sachen darüber ins Internet schreiben, wie es ist, Mensch mit Kind(ern) zu sein. Dass ich es wieder nicht hin geschafft habe, wird allmählich ein Running Gag. Zu einer Konferenz übers Familienbloggen komme ich überraschenderweise wegen der Familie nicht. Ärgerlich! Als Trost bleibt mir, die Leute und ihre Gedanken online zu treffen. Zum Beispiel Patricia Cammarata, die auf ihrem Blog das Nuf herzenswarme, tiefsinnige und urkomische Texte über sich und ihre Welt schreibt. Unter anderem darüber wie man damit umgeht, als bloggender Mensch Informationen und ggf. Bilder über die eigenen Kinder zu veröffentlichen. Das beschäftigt mich wie viele andere, die in diesem Bereich tätig sind. «Ist das Zurschaustellen der eigenen Kinder im Internet Missbrauch» oder sollten wir nicht eher darauf achten, dass das Internet nicht noch ein Bereich unserer Welt wird, in dem Kinder nicht stattfinden dürfen? In Frankreich ist das klar geregelt: Wer dort Fotos gegen den Willen seiner Kinder auf Facebook postet, muss mit einer Geld- oder Haftstrafe rechnen. Im deutschsprachigen Raum verfügen Kinder zwar auch über das Recht an ihrem Bild, aber die Eltern üben es für sie aus. Es sind also Einzelfallentscheidungen.
In meinem Einzelfall poste ich keine Bilder meine Kinder, auf denen ihr Gesicht zu erkennen ist. Ich nenne auch ihre richtigen Namen nicht. Denn ich möchte, dass sie sich von meiner Entscheidung, über mich und meine Familie zu schreiben, distanzieren können. Zur Frage, warum das wichtig ist, ein kurzes, sehr analoges Beispiel:
Lange vor dem Internet haben sich Eltern auf der Suche nach kreativen Input und Inspiration schon ihren Kindern zugewendet. Mal respektvoll um die Wahrung der kindlichen Grenzen und Persönlichkeitsrechte bemüht, mal ohne Rücksichtname. Eine der beliebtesten Kinderbuchfiguren überhaupt ist der Phantasie eines Kindes erlauscht und anschliessend, ohne einen Gedanken an dessen Privatsphäre zu verschwenden, vermarktet worden: Pu der Bär.
Christopher Robin Milne litt Zeit seines Lebens furchtbar unter dem Umstand, dass er niemals die Wahl hatte, irgendwann nicht mehr der kleine Junge aus dem Hundert-Morgen-Wald zu sein.
Für meine Kinder wünsche ich mir jedoch, dass sie sein können, was sie wollen. So einfach. So kompliziert. So viel dazu.
Nils Pickert (1979), geboren in Ostberlin, nach dem Mauerfall mit einer waschechten Kreuzbergerin angebändelt. Gegenwärtig 4 Kinder: Emma (12), Emil (10), Theo (2½) und Maja (bald 1). Arbeitet als freier Journalist für diverse Medien und als Weltverbesserer bei dem Verein Pinkstinks, der sich unter anderem gegen Sexismus in der Werbung engagiert. Wurde von der «Weltwoche» mal als «maximal emanzipierter Mann» beleidigt, findet aber, dass ihm der Titel steht. Bloggt für «wir eltern» über Alltag mit Kindern, gleichberechtigtes Familienleben, neue Väter, Elternbeziehungen, Erziehungswahnsinn. Alle Blogg-Beiträge von Nils Pickert finden Sie hier.