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Liebe Eltern, seid peinlich!
Von Bloggerin Nathalie Sassine-Hauptmann
Das Osterwochenende fand dieses Jahr bei Freunden statt. Vier Kinder von 7-13 waren dabei. Wie oft sich einer von uns Eltern anhören musste er/sie sei «voll peinlich» lässt sich kaum mehr an einer Hand abzählen. Das fing bei der blödeligen Begrüssung von mir mit meiner Freundin an und hörte bei den Tanzeinlange nach dem Abendessen auf. «Peinlich» ist das Konzept eines Kindes/Vorpubertiers/Teenagers, wonach Eltern NIEMALS denselben Spass haben dürfen wie sie.
Was das bei mir bewirkt? Mein Bedürfnis, allen Eltern Tipps zu geben, wie sie besonders peinlich sein können.
- Tanze! Jeder über 30 ist offenbar ein peinlicher Tänzer. Dann mal los! Am Besten im Einkaufszentrum, wo das Risiko relativ gross ist, dass dein Kind jemanden kennt! Singen funktioniert auch.
- Sende im Restaurant den Teller zurück. Selber mit Gourmet-Eltern aufgewachsen, die sich nichts gefallen liessen, bin ich heute noch traumatisiert, wenn das Steak zäh ist.
- Geh’ im Piji zur Schule. Bspw. wenn das Turnzeug oder der Znüni schon wieder zu hause liegen geblieben ist... Lockenwickler runden das Bild übrigens ab.
- Erzähl einen Witz. Vor ihren Freunden. Und lache selber laut darüber. Du bist nicht witzig, wieso verstehst du das nicht? Aber gerade das macht es so lustig.
- Zieh dasselbe an wie dein Nachwuchs! Die Hosen fast an den Knien unten? Bauchfrei? Yeah, go for it!
- Der Hinweis, dass du irgendwann im Leben Sex hattest. Und nicht nur, weil du Kinder zeugen wolltest. Der Raum wird sich blitzschnell leeren. Übelkeitsanfälle könnten auch zu beobachten sein.
- Küsst euch ausgiebig. Das kann zweierlei herbeiführen: Entweder wollen die Kids auch schmüselen (wenn sie noch kleiner sind) oder sie verdrehen die Augen und stöhnen. Beides lohnt sich!
Viele werden jetzt denken, das sei ja gemein. Ich finde meine Kinder sehr oft auch peinlich. Dies ist nur ausgleichende Gerechtigkeit.
Was habe ich noch vergessen? Welche Situationen sind euren Kindern besonders peinlich?
Nathalie Sassine-Hauptmann (1973) gehört zu den Müttern, die ihr schlechtes Gewissen wie ein Baby mit sich rumtragen. Dennoch würde sie ihren Beruf nie aufgeben. Mit ihrem Buch «Rabenmutter - die ganze Wahrheit über das Mutterwerden und Muttersein» spricht sie vielen berufstätigen Müttern aus der Seele. Denn als Unternehmerin weiss sie, dass ihre Kinder sie zwar glücklich machen, aber erst ihr Job ihr den Ausgleich garantiert, den sie braucht. Sie führt sowohl ihr Familienleben als auch ihre Firma mit viel Leidenschaft und macht sich in diesem Blog Gedanken zur Vereinbarkeit von beidem. Und sie hat keine Angst davor, sich eine Feministin zu schimpfen. Alle Blog-Beiträge von Nathalie Sassine-Hauptmann finden Sie hier.