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Wie alte Eierstöcke fit werden
Von der Nordwestschweiz
Forschern ist es gelungen, die Menopause rückgängig zu machen. Experten beurteilen die Resultate kritisch.
Mit der Menopause hat die biologische Uhr ausgetickt. In den Eierstöcken reifen keine Eizellen mehr. Frauen können nicht mehr schwanger werden. Sie hätten eine Technik gefunden, um die Menopause rückgängig zu machen, sagt nun ein griechisches Forscherteam im Magazin «New Scientist». Um die biologische Uhr zurückzudrehen, haben sie 30 Frauen im Alter von 46 bis 49 Jahren mit Kinderwunsch plättchenreiches Plasma (PRP) in die Eierstöcke gespritzt. PRP wird aus dem Blut gewonnen. Es ist jener Teil des Blutes, der Wachstumsfaktoren enthält, welche die Produktion von Gewebe und Blutgefässen anregen. Ärzte nutzen PRP heute vor allem, weil es die Wundheilung beschleunigt.
Nun soll es also alte Eierstöcke wieder fit machen. Nachdem die Gynäkologen PRP in die Eierstöcke der Frauen gespritzt hatten, haben diese wieder Eizellen produziert. Bei etwa zwei Drittel der Frauen konnten die Ärzte Eizellen isolieren und befruchten. Die befruchteten Eizellen liegen nun auf Eis – die Gynäkologen wollen warten, bis sie mindestens drei Eizellen von einer Frau befruchtet haben, bevor sie ihr diese in die Gebärmutter einpflanzen.
Komplikationsrisiko bleibt
Wie genau das PRP in den Eierstöcken wirkt, können die Wissenschafter nicht sagen. Es könne sein, dass PRP Stammzellen stimuliert. Es gibt Studien, die davon ausgehen, dass eine kleine Anzahl Stammzellen in den Eierstöcken dafür verantwortlich ist, dass Eizellen produziert werden. Die Wachstumsfaktoren im PRP könnten solche Stammzellen dazu anregen, das Eierstock-Gewebe zu regenerieren und Hormone zu bilden, die das Heranreifen einer Eizelle ermöglichen.
Die Wissenschafter haben ihre Ergebnisse noch nicht publiziert. Es sind weitere Untersuchungen nötig, um die Wirksamkeit der Methode zu beweisen. Experten sind sehr kritisch. Sie machen sich Sorgen um die Sicherheit und sind der Ansicht, die Forscher hätten die Methode zuerst an Tieren testen sollen. Sie fordern auch, dass die so entstandenen Eizellen genauer untersucht werden, um sicherzugehen, dass mit ihnen alles in Ordnung ist.
Rebecca Moffat ist Ärztin für Reproduktionsmedizin am Zentrum Fertisuisse in Olten. Sie gibt zu bedenken, dass die Wirkung von PRP wissenschaftlich nicht nachgewiesen worden ist. «Sollte es irgendwann tatsächlich wissenschaftliche Belege geben, dass PRP die Eierstöcke verjüngt, so bleibt der restliche Körper trotzdem alt.» Das sei ein Problem aller Methoden, die eine späte Schwangerschaft ermöglichen: «Viele vergessen, dass es mit zunehmendem Alter nicht nur schwerer wird, schwanger zu werden, sondern auch das Risiko für Komplikationen während der Schwangerschaft steigt.» Solche Publikationen würden nur dazu beitragen, den Trend des späten Kinderkriegens zu verschärfen. Besser wäre, wenn die Gesellschaft familienfreundlich würde, damit Kinder keine Eltern haben, die ihre Grosseltern sein könnten.
Ein Beitrag von Noemi Lea Landolt, Nordwestschweiz