Kultur / Theater
«Ich mag Verlierer»
Im Oktober feiert Andrew Bonds neues Märli-Musical «Tom Träumer» Premiere. Ein Gespräch mit dem Ex-Lehrer, Theatermann, Vater und Schöpfer von «Suneschtraal tanz emaal» und «Zimetschtern han i gern» über: Fantasie, leidiges Instrument- Üben und Entchen ohne Wasser.
wir eltern: Herr Bond, «Tom Träumer» heisst Ihr neues Musical. Lassen Sie mich raten, es ist ein Plädoyer fürs Träumen…
Andrew Bond: Ja und nein. Ideen, Fantasie und Querdenken sind das A und O der Kreativität. Ein Mensch ohne Träume ist ein Mensch ohne Seele. Leider ist es in unserer Gesellschaft so, dass Menschen, die anders gewickelt sind, scheitern. Auch mein Tom scheitert zuerst. Aber er schafft es schliesslich, aus seinen Träumen auch einen Nutzen für die Wirklichkeit zu ziehen. Ich bin ein Freund von Träumen und ein Freund von Realitätssinn.
Tom ist Kind einer alleinerziehenden Mutter… Eine Konzession an Scheidungsraten von etwa 50 Prozent?
Könnte man denken, ist aber nicht so. Eltern stören, wenn man starke Kindercharaktere zeigen will. Sehen Sie nur Pippi Langstrumpf und Harry Potter, Kinder, die es allein schaffen. Eltern zu beseitigen, ist eine Art Kunstgriff. Davon abgesehen bin ich aber auch der Ansicht, dass es gut ist, Kindern viel Verantwortung für ihr eigenes Leben zu überlassen.
Also träumen lassen und nicht dreinreden.
Wenns geht, ja. Ich finde es grässlich, dass Eltern überzeugt sind, sie wüssten immer, was das Beste fürs Kind ist. Überhaupt dieser Trend zur Überbehütung: Ich habe mal in England – mein Vater ist Brite und wir haben zeitweilig in England gelebt – bei einem Schulfest geholfen. Da mussten Kinder Spielzeug- Entchen mit einer Angel aus einem klitzekleinen Bassin fischen. Es durfte aber kein Wasser in dem Mini-Becken sein, weil ja sonst ein Kind darin hätte ertrinken können. Die Enten wurden also aus dem Trockenen geangelt. In der Schweiz ist es ähnlich. Ich finde, man muss auch mal was aushalten im Leben. Allein diese Globuli sobald ein Kind weint ... Keine Ahnung, ob die wirken, aber auf alle Fälle lernt ein Kind: Wenn etwas schief geht, muss ich sofort etwas schlucken. Das kann doch nicht gut sein.
Bei Ihrem Helden geht eine Menge schief.
_Ja, Verlierer haben mich immer interessiert. Aber er bleibt ja kein Verlierer. Er lernt noch ein Eichhörnchen mit Höhenangst und einen zu kleinen Riesen kennen.__
«Gemeinsamkeit macht stark» als Lehre?
Märchen haben keine Moral. Ich will, dass die Kinder ein tolles Erlebnis haben. Wenn sie nachher noch über das Stück nachdenken und Spass an Musik bekommen, umso besser.
Wie kriegt man ein Kind zum Musik-Üben?
Es in einer Band mitspielen lassen. Dann kommt das Üben von allein. Jedes Kind singt und tanzt gern. Man darf ihm das nur nicht austreiben. Ich bin für Musik als Breitensport. Der singt am besten, der am meisten Freude daran hat.
Vorhang auf!
Das Schöne daran, dass der Sommer zu Ende ist: Man hat wieder Lust, ins Theater
zu gehen. In Andrew Bonds neues Musical beispielsweise. Am 17.Oktober ist Ur-Aufführung von «Tom Träumer» in Wädenswil, Kulturhalle Glärnisch. Offizielle Premiere des Musikmärchens mit irischem Touch: Sonntag, 8.November, Zürich- Oerlikon, Theater 11. Danach gehts quer durch die deutschsprachige Schweiz. Weitere Infos, Tourneeplan und Tickets unter
➺ www.maerlimusicaltheater.ch
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