Sie ist besonders, diese Nacht, in der Milo gezeugt wird. Es ist die Zeit der Sonnenwende, es ist Vollmond und Mondfinsternis.
Es ist keine Nacht der grossen Liebe. Sondern der Versöhnung. Um in Frieden loslassen und auseinandergehen zu können. Denn Ines Kutter hat sich von ihrem Partner getrennt, einem Jamaikaner, der nicht treu sein kann. «Ich liebte ihn, aber vertraute ihm nicht. Ich hatte genug, wollte frei sein», sagt sie. Doch er verstehts nicht, er will es nicht einsehen. Es gibt Streit. Im Streit aber will sie diese Liebe nicht beenden. Und so kommt es an diesem Abend mit koscherem Essen und guten Gesprächen zu dieser «Nacht mit den speziellen Momenten».
«Für mich kam das Baby wie vom Himmel», sagt Ines Kutter. Denn mit ihm hat sie überhaupt nicht gerechnet. Ärzte erklärten ihr vor Jahren, dass sie wohl nie Kinder haben werde. Die Konsequenz einer schweren Infektion. «Die Diagnose passte in jene Zeit, ich war ein 90er- Jahre-Teenager, mit vielen wechselnden Beziehungen, oberflächlich, orientierungslos. » Sie nimmt es hin, wie es ist. Nun ist sie fast 34, schwanger, und sie weiss, dass sie Singlemama sein wird. «Ich habe ihm angesehen, dass er eine Abtreibung vorschlagen will. Darum habe ich ihm gleich gesagt, dass ich das Kind behalten werde.»
Angst vor der Verantwortung? Dem Alleinsein in der Schwangerschaft? Mit dem Kind? «Nein. Ich kenne andere Singlemütter, bei denen klappt das auch gut.» In der 35. Schwangerschaftswoche kommt Milo zur Welt. Per Notfallkaiserschnitt. Die Versorgung des Babys war nicht mehr gewährleistet.
Sie ist glücklich über das Kind, macht dem Vater Angebote, auch schon in der Schwangerschaft. Sie möchte, dass er eine Rolle spielt im Leben ihres Sohnes, dass er eine Beziehung zu ihm hat, in welcher Form auch immer. Doch es gelingt nur halbwegs. Mal erscheint der Vater zu vereinbarten Besuchen, dann wieder nicht. Immerhin kommt ein regelmässiges zweiwöchentliches Treffen zustande. Doch jetzt lebt er im Ausland. Und nach Milos Geburt wurde er noch zweimal Vater. Zwei Kinder mehr, um die er sich kümmern sollte.
Milo ist heute 4,5 Jahre alt. Seit er da ist, ist in Ines Kutters Leben Ruhe eingekehrt. Zwar sei es als Singlemama nicht immer einfach. «Ich vermisse schon manchmal meine spontanen Tanzpartys gemeinsam mit Freunden. Und manchmal auch einen Partner. Aber nur einen, der das ganze Paket meistern kann. Doch solche Frösche werden nur selten geküsst.» Sie lächelt. Sie sei eine Stehauffrau, wie sie es nennt. «Es geht mir gut. Und ich bin stolz auf mein Kind, er ist so herzig und macht es so gut.» Krisen, sagt sie, die kommen und gehen vorbei. «Und wir zwei, wir gehen weiter.»